Plato's Cave
von pulp.noir
online installation
zum thema ungewissheit
Ungewissheit war für die westliche Welt lange Zeit kaum ein Thema mehr, aber spätestens seit der Corona-Krise sitzen diesbezüglich wieder alle im gleichen Boot. Oder um es mit Platon zu sagen: in der gleichen Höhle. Denn er vergleicht die Menschen mit eingesperrten Höhlenbewohner*innen, denen ein Schattentheater vorgespielt wird, das sie irrigerweise für die Wirklichkeit halten; Gewissheit gibt’s nur draussen im Licht. Nur leider haben uns dahin weder die Philosophie, noch die Religionen oder Naturwissenschaften je geführt, wie das Jahr 2020 deutlich zeigt.
Aber vielleicht ist das gar nicht so schlimm? – Die Installation „Plato’s Cave“ stellt dem Höhlengleichnis von Platon jedenfalls eine künstlerische Umdeutung gegenüber, in der
die Ungewissheit auch positive Seiten hat. Realistische Videobilder werfen hier fantasievolle Schatten, nüchterne Sprache verwandelt sich in gesungene Echos und laute Geräusche in ekstatische Musik. Das heisst, die Besucher*innen warten zwar vergeblich auf das Eindeutige und Beständige, aber dafür bietet ihnen die Welt aus Schatten und Echos viel Spielraum.
„Wenn die Ungewissheit nicht aus der Welt zu schaffen ist, dann nutzen wir sie eben als Freiheit.“ – Doch darüber reden wir noch... und zwar in einem Talk mit dem Philosophen Martin Götz.
„Plato’s Cave“ wurde erstmals 2017 im Kunstraum Walcheturm in Zürich als begehbare Installation gezeigt und in der Folge auch als live Performance aufgeführt. Durch die Corona-Krise ist das Thema Ungewissheit noch aktueller geworden, und darum wird das Projekt nun im Rahmen der Langen Nacht der Philosophie Zürich wieder aufgenommen. Aufgrund der neusten Entwicklungen mussten allerdings alle Veranstaltungen kurzfristig in den digitalen Raum verlegt werden, – und so präsentiert sich „Plato’s Cave“ 2020 nun als online Installation.
CREDITS
Die Gruppe pulp.noir operiert an der Schnittstelle zwischen den Künsten und behandelt Fälle des allzu Menschlichen sowie akute gesellschaftspolitische Fragen. Dabei treten statt einfacher Antworten viel Absurdes und Surreales zutage, – aber immer auch triftige Gründe, um mit voller Kraft dagegen anzuspielen. Ausführlichere Informationen finden sich auf www.pulpnoir.ch.
Dr. Martin Götz ist Philosoph und Germanist und lebt in Bern. Er wurde 2005 mit einer Untersuchung zu sprachlicher Klarheit bei Hölderlin in Basel promoviert und unterrichtet seit längerem an der Volkshochschule Zürich Philosophie. In seiner Reihe „Philosophie der Orte und Räume“ fand im Dezember 2019 eine Ausgabe zur Höhle statt.
Mitwirkende an Sound_Wort_Video-Produktion:
Rahel Sternberg, Nina Salis [Sprache, Gesang]
Tobias Reber, Fred Bürki, Eric Hunziker, Vincent Membrez [Geräusch, Musik]
Tanja Turpeinen, Igor Mamlenkov [Körper, Schatten]
Julia Maria Morf [Raum, Video]
Roman Frischknecht, Thomas Winkler [Tontechnik, Sounddesign]
Thomas Fischer [Realisation, Idee]
Wir danken herzlich für die Unterstützung:
Volkshochschule Zürich, Stadt Zürich Kultur, Fachstelle Kultur Kanton Zürich, Pro Helvetia, Migros Kulturprozent
pulp.noir
Julia Maria Morf, Thomas Fischer
079 476 55 68